Was
genau war es eigentlich an diesem alten Vereinsheim der Kleingartenanlage
Bergauf, das Irmgard Kade nicht mehr losließ? Waren
es die Linden, die den Garten angenehm beschatten? Die schöne Lage
oder die idyllische Umgebung? Das weiß heute niemand mehr so genau
zusagen. Als Irmgard und Mario Kade sich im Frühsommer 1990 mit dem
Kleingartenverein Bergauf über die Pachtbedingungen geeinigt
hatten, sahen sie es im Geiste schon vor sich: Ein Ausflugsrestaurant
sollte entstehen, ein Ort der Ruhe und des Genießens.
Aber noch war viel zu tun. Mit Herz, zupackenden Händen und unendlicher
Begeisterung stürzten sich Kades auf die neue Aufgabe. Töpfe
und Pfannen braucht jeder Koch und jede Köchin, und dazu eine gut
funktionierende Küche. Und die sollte möglichst ein Dach haben.
Das Dach des Vereinsheims aber war marode und musste erneuert werden.
Diese Aufgabe übernahm der Kleingartenverein und setzte gleich auch
noch den Zaun.
Reich waren Kades nicht. Es galt also, das Haus mit bescheidenen Mitteln
zu renovieren. Alle haben geholfen, der Verein, Freunde, Verwandte. Und
Mut und Glaube versetzen bekanntlich Berge. Am 4. August 1990 eröffnete
Familie Kade bis zur Fertigstellung einen kleinen Imbiss am Seitentrakt.
Hier konnten Kades die ersten Gäste gewinnen, binden und neugierig
machen.
Der Umbau lief
und Ende September war der Rohbau fertig. Aber keine
Gardine, keine Lampe, kein Stuhl und Tisch zierten das Innere des Hauses.
In der Küche standen keine Herde, keine Spülmaschine konnte
den Abwaschübernehmen. Was nun? Der winzig kleine Kredit war aufgebraucht
Die ersten bescheidenen Einnahmen aus dem Imbiss und 1000 DM vom Gesparten
mussten für all diese Anschaffungen reichen. Aus der Zeitung erfuhren
Kades von einer Ferienlagerauflösung in Glindow. Mutter und Sohn
nutzten die Chance und kauften Herde, Abwasch, Geschirr, Töpfe, Gardinen,
Tischwäsche. Gute Freunde nähten die Gardinen, halfen beim Fensterstreichen.
Ein befreundeter Hotelier verkaufte für einen symbolischen Preis
Tische, Stühle und Lampen. An Raumausstatter oder gar einen Innenarchitekten
war damals nicht zu denken - und bis heute überlassen Kades die Gestaltung
und Entwicklung ihrem und dem Geschmack der vielen treuen Gäste.
Der neue Tresen war die letzte große Anschaffung. Dann war es endlich
soweit: Am 11. November 1990 begrüßten Kades die ersten Gäste
des nun auch offiziell eingeweihten Restaurants am Pfingstberg. Potsdams
Norden hatte sein erstes neu entstandenes Restaurant seit der Deutschen
Wiedervereinigung. Irmgard Kade hatte sich einen Lebenstraum erfüllt.
Sohn Mario und Schwiegertochter Stephanie stürzten sich voller Elan
in die neue Aufgabe. Am 1. April 1997 verabschiedete sich Irmgard Kade
in den verdienten Ruhestand. Mario Kade führt das Restaurant weiter
in bester Familientradition.
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